„Zur schönen Aussicht“ gewinnt den Ensemblepreis beim NRW Theatertreffen

Das NRW-Theatertreffen zeigt alle zwei Jahre eine Auswahl der 10 herausragenden Inszenierungen des Landes. Dieses Jahr in Münster war das Schlosstheater mit „Zur schönen Aussicht“ von Ödön von Horváth in der Regie von Ulrich Greb vertreten. Das Stück wurde am vergangenen Samstag, den 8.6., zum Abschluss des Theatertreffens mit dem Preis für die beste Ensembleleistung ausgezeichnet. In der Laudatio hieß es, die Jury sei sich bei keinem anderen Preis so schnell einig gewesen. Das Ensemble des STM steht in „Zur schönen Aussicht“ komplett auf der Bühne, es spielen Patrick Dollas, Lena Entezami, Matthias Heße, Roman Mucha, Elisa Reining und Frank Wickermann, verstärkt durch Magdalene Artelt als Gast. Die Auszeichnung zeigt einmal mehr, wie sehr das starke Moerser Ensemble auch überregional zu überzeugen weiß und dass Moers eine feste Größe in der Theaterlandschaft darstellt. „Zur schönen Aussicht“ ist ab der nächsten Spielzeit wieder im Schloss zu erleben. 

Hier die Laudatio von Natalie Bloch:

„Was macht eigentlich ein herausragendes Ensemble aus?

Im besten Fall müsste es mehr sein als eine Ballung herausragender Schauspielerinnen und Schauspieler, die vortrefflich miteinander spielen. Es müsste sich ein Raum öffnen, in dem jede und jeder auf besondere Weise vorkommt, einzeln und zugleich gemeinsam, das Individuelle im Zusammenspiel entfaltend.

Genau das haben wir bei der Inszenierung von Ödön von Horvaths „Zur schönen Aussicht“ des Schlosstheater Moers erlebt, daher waren wir uns bei keinem der Preise so schnell einig wie bei dem Ensemblepreis. Ausstaffiert mit garstigen blonden Perücken hocken die Hotelinsassen in dem von Ulrich Greb inszenierten, nicht zufällig an das heutige Europa gemahnenden Mikrokosmos aufeinander – abgeschottet von der Welt, heillos zerstritten und rechtsnational durchdrungen. Die sieben Darstellerinnen und Darsteller vom Schlosstheater Moers entwickeln hier eine dichte Spielweise voll böser Komik, Künstlichkeit und innerem Ausdruck, wobei man ihren tiefen Austausch, ihr Aufeinander-Eingeschwungensein selbst dann spürt, wenn sie nicht direkt miteinander kommunizieren oder interagieren – wenn sie sich gar in unterschiedlichen Ecken des muffigen Speisesaals befinden,  in den sie in der Inszenierung eingesperrt sind. Wie zum Beispiel wenn Christine stumm in einer Ecke verharrt und dem Treiben der verrohten Truppe zuschaut oder wenn sich die Baronin und ihre willfährige Entourage mit erniedrigenden Machtspielen vergnügen. Zwischendurch gibt es absurd-komische Gruppensituationen bspw. wenn ein kraftvoller Tsunami die gesamte Belegschaft gegen die Hinterwand weht, wo sie in absurden Verrenkungen kleben bleibt oder sie sich als gieriger Pulk vor dem Volksempfänger zusammenquetscht.

Beim Publikumsgespräch im Anschluss an das Gastspiel vor drei Tagen hat Intendant Ulrich Greb spontan gesagt: „Ich habe das tollste und beste Ensemble“. Wir können da nur zustimmen und möchten seinem Ensemble und ihm ganz herzlich gratulieren!“

Foto: Oliver Berg

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