Wachendorff stellt nicht Krankheiten aus, es geht ihr um das Entskandalisieren, um eine Normalität. Ausgestellt wird mittels der Schauspieler allerdings der Umgang anderer mit der Krankheit. Der der Eltern, Ärzte, Medien. Und nicht zuletzt auch der des Theaters und der Schauspieler selbst. Anstelle sie ohne weitere Umstände als emotionalen Rohstoff auszubeuten, reflektiert das Theater sich in seiner Kommunikations(un)fähigkeit mit den Schauspiel-Laien und deren Geschichten selbst. „Elefant im Raum“, der Titel des 90 Minuten langen Abends geht auf die Schilderung eines Leukämie-Kranken zurück. Während seiner Behandlungsphase wurde nie das Wort „Krebs“ in den Mund genommen, obwohl allen klar war, worum es ging. Darauf zielt die Aufführung ab: Bevor man den Krebs betrachten kann, muss erst einmal der Elefant gesehen werden.
(Guido Rademachers, Nachtkritik)
Barbara Wachendorff, die bereits mehrfach Projekte auf der Grenze zwischen sozialer Wirklichkeit und Theater realisiert hatte, wagt eine mutige Inszenierung: Mit Krankheit und der Angst vor dem Tod befasst sich niemand gerne. Die Regisseurin nähert sich dem Thema auf zwei Ebenen. Sie dokumentiert die Fakten, um sie dann spielerisch aus dem realen Raum herauszuholen. Sie greift die Perspektive der jungen Menschen auf und lässt sie als Experten in eigener Sache auf der Bühne und in Zitaten zu Wort kommen.Es gelingt ihr, mit Hilfe von Janise Ebbertz, Lisa Gräf und den anderen jungen Leuten, die bereit waren, über das Erlebte in einer Videobotschaft zu sprechen, das Wort Lebensfreude neu zu definieren. Barbara Wachendorff inszeniert unangestrengt, gibt dem Stück eine wohltuende Leichtigkeit, indem sie Späße wagt. Gleichzeitig gelingt es, berührende Momente zu schaffen.
(Anja Katzke, RP)
Es dauert am Schluss ein bisschen mit dem Applaus. Es ist auch kein frenetischer Jubel, der ausbricht. Es ist eher eine Atmosphäre der Demut, die sich entfaltet angesichts der unterschiedlichen Schicksale, die der Zuschauer in eineinhalb Stunden kennengelernt hat. Und wo der „Elefant im Raum“, die unausgesprochene Krankheit, doch benannt wird. Barbara Wachendorff hat es aber streng vermieden, ein Rührstück zu machen. In drei fast klamaukigen Episoden nimmt sie den Berichten der jungen Leute die Schwere. Indes tut sie das so betont, dass das kurze Lachen für zwischendurch das Thema nicht überlagert. Katja Stockhausen und Matthias Heße können auch ganz anders, aber in „Elefant im Raum“ nehmen sie sich zurück, überlassen die Bühne den Betroffenen Janise Ebbertz und Lisa Gräf sowie den Videos und unverfälschten Texten anderer junger Leute, die Wachendorff und Dramaturg Felix Mannheim für das Projekt in ganz Deutschland interviewt haben. Und die haben mit ihren Berichten den Theaterleuten gezeigt , wie ein Stück zum Tod geht: Indem das Leben Thema ist und nichts ausgeblendet wird.
(Karen Kliem, NRZ)
Dramatisierung, übertriebene Emotionalisierung ist die Sache der feinfühligen, menschlich warmen Aufführung nicht. Überzeugend vermittelt sie uns, dass ein „normaler“ Umgang mit den Betroffenen besser ist als übertriebenes, schlimmstenfalls gar geheucheltes Mitleid.
(Dietmar Zimmermann, Theater pur)
Es sind die kleinen Dinge, die das Glück ausmachen. Dramaturg Felix Mannheim und Regisseurin Barbara Wachendorff umgehen in ihrer episodenhaften Collage jede peinliche Bloßstellung, sie machen kein Betroffenheitstheater. Und doch geht diese Mischung zwischen Wirklichkeit und Inszenierung unter die Haut. Das Stück vertreibt das Gespenst des Schweigens, denn das Ungesagte wirkt oft unheilvoll, bleibt als „Elefant im Raum“.
(Ariane Schön, Coolibri)
Radiobeitrag von Martin Burkert, WDR5 hier zu hören.
Radiobeitrag von Stefan Keim, WDR2 hier zu hören.
Radiobeitrag von Stefan Keim, WDR3-Mosaik hier zu hören.
Radiobeitrag von Christiane Enkeler, WDR3 Resonanzen hier zu hören.
Fernsehbericht und Studiointerview bei WDR, West.Art hier zu sehen.
Artikel in der Welt am Sonntag hier zu lesen.