Premierenbericht auf WDR 5/ Scala:
https://www.wdr5.de/sendungen/scala/services/servicebuehne/servicebuehne674.html
NRZ, 09. Februar 2015
„Eine intensive und packende Inszenierung von George Orwells „1984“ erlebten die Premierenzuschauer am Samstagabend im Schlosstheater. Ein Theatererlebnis, das sich nicht so einfach abschütteln lässt. Subtil setzt Ulrich Greb mit Bühnenbildnerin Birgit Angele in seiner Inszenierung die Vision des Orwell´schen Überwachungsstaates um. Er verzichtet gänzlich auf Kameras, stattdessen agiert das Ensemble vor einer Spiegelwand. Permanent beobachtet und kontrolliert sich hier jeder selbst und die anderen, heißt es doch als Turniertänzer immer im Takt zu bleiben. bloß nicht zu stolpern. Über allem lauert beklemmend spürbar die ständige Angst, nicht mehr zu funktionieren und aussortiert zu werden. (…) Der Große Bruder schaut dabei immer zu – vielleicht als Tanzpartner, vielleicht als Theatergast oder vielleicht als vermeintlicher Freund in einem System, das Liebe nicht zulässt – es sei denn jene unbedingte zum Großen Bruder.
Rheinische Post, 09. Februar 2015
„Die Menschen Ozeaniens sind Turniertänzer, in einem nie enden wollenden Tanz zu anwidernder Lounge-Musik. Sie stehen immer unter Beobachtung von unsichtbaren Wertungsrichtern, die ihre Gedanken auf Verbrechen durchleuchten. Das ist Ulrich Grebs Sicht auf die Diktatur Ozeanien, die George Orwell 1948 in der Dystopie „1984“ beschrieb. 30 Jahre später hat die Realität in Grebs Inszenierung die düstere Vision von Sptzelstaaten längst auf kuriose Weise eingeholt, sogar überholt. Greb braucht die aktuellen Ereignisse nicht in den 67 Jahre alten Stoff einzuweben. „Whistleblower“ Edward Snowden, Späh-Affäre, NSA-Skandal, aber auch der alltägliche Umgang mit dem Internet, dem wir freiwillig unsere Daten anvertrauen, kommen dem Zuschauer ganz von allein in den Sinn.(…) Fazit: In Neusprech würde man sagen, das Stück war „plus gut“.
Peter Ortmann, Trailer
Uli Greb inszeniert assoziativ in einem gespiegelten Bühnenbild, nichts entgeht dem Zuschauer, auch nicht hinter Ecken und in Nischen. Seine Schauspieler im feinen Zwirn mit Nummern hinten drauf tanzen den Reigen der Macht und bis zu einem gewissen Grad auch für die Teilhabe daran, sie kontrollieren sich nämlich gegenseitig, im Notfallkoffer liegt für den Notfall immer ein Revolver. Finale Auslese eben, dafür zuckersüß im Gleichschritt zu James-Last-Weisen, auch das vielleicht Teil der Moerser Menschheits-Folter. Eindrucksvoll dazu ein Meer aus Disco-Kugeln und die ewige Angst vor der Vergangenheit. (…) Wir stecken alle schon mittendrin.