Mit dem Fonds Experimentelles Musiktheater [feXm] bieten das NRW KULTURsekretariat und die Kunststiftung NRW seit 2005 Teams von Theatermachern die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit Schauspiel- und Opernhäusern in NRW experimentelle Musiktheaterprojekte zu realisieren. Seit 2015 richten sich die vom Fonds getragenen Projekte auf eine prozessorientierte und ergebnisoffene Arbeit, jeweils mit mehreren öffentlichen Präsentationen innerhalb eines Zeitraums von zwei Spielzeiten.
Gurbet. Die Gastarbeiteroper
Unter vielen Bewerbungen für ein neues feXm-Projekt in Kooperation mit dem Schlosstheater Moers wählte die Fachjury nun Gurbet. Die Gastarbeiteroper aus. Das Projekt des Theaterkollektivs AY-KU widmet sich den historischen Dimensionen von Migration und Einwanderung in der jüngeren Geschichte Deutschlands. Beginnend mit der aktuellen Spielzeit wird Gurbet. Die Gastarbeiteroperin Moers realisiert werden. Während der feXm die Produktionsentwicklung mit bis zu 100.000 Euro fördert, bietet das Schlosstheater Moers für mehrere Produktionsphasen den dauerhaften Arbeits- und Präsentationsort und stellt neben Werkstätten auch künstlerisches Personal zur Verfügung.
Hinter AY-KU verbergen sich der Regisseur, Musiker, Schauspieler und bildende Künstler Bülent Kullucku (geb. 1971), der mit vielen Theaterarbeiten den Münchener Kammerspielen verbunden bleibt, und der Autor Imran Ayata (geb. 1969), einst Mitbegründer des politischen Netzwerkes »Kanak Attak«. 2013 gab das Duo die vielbeachtete CD »Songs of Gastarbeiter« heraus, eine Kollektion weitgehend unbekannter und vergessener Musik von Arbeitsmigranten der 1970er und 1980er Jahre über ihr neues Leben in Deutschland.
In loser Anknüpfung an das CD-Projekt und die ausführliche mit ihm verbundene Recherche soll in den nächsten zwei Jahren nun »Gurbet. Die Gastarbeiteroper« entstehen. »Gurbet« ist das türkische Wort für »Fremde«. Im Mittelpunkt der Arbeit für Moers steht die musiktheatrale Interaktion von Musikern aus der Generation der sogenannten Gastarbeiter und deren Nachfahren, daneben Laiendarstellern, Oralhistory-Erzählern und Mitgliedern des Moerser Schauspielensembles. Vorgefundene Texte und Kompositionen sind Gegenstand kompositorischer Weiterverarbeitung durch AY-KU.
In jeder seiner sechs Phasen wird das Projekt einen unterschiedlichen thematischen wie musikalischen Schwerpunkt haben und jeweils mit anderen Gästen arbeiten. Aus jeder Phase soll dabei eine eigene Produktion aus Musik, theatraler Aktion, Text und Videoinstallation entstehen. In einem finalen Schritt werden die unterschiedlichen Teile am Ende zusammengeführt. Begleitend dazu sollen am Schlosstheater Moers Diskussions- und Informationsveranstaltungen zur Musikkultur und Einwanderung stattfinden.
Der »Fonds Experimentelles Musiktheater« ist eine gemeinsame Initiative von NRW KULTURsekretariat und Kunststiftung NRW.