Pressestimmen zu „Nathan der Weise“

„Großer Applaus für eine anspruchsvolle Lessing-Inszenierung und ein starkes Schauspiel-Ensemble. (…) Willkommen in einer neuen Versuchsanordnung des Schlosstheaters. Intendant Ulrich Greb inszeniert „Nathan der Weise“ und setzt theatral im Schloss einen Lern- und Denkprozess in Gang, zu dem Lessing als Vertreter von Aufklärung und Humanismus vor mehr als 200 Jahren mit seinem dramatischen Gedicht den Anstoß gab. Die Frage, die es zu beantworten gilt, lautet: Ist es die Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Religionen, die am Ende den Frieden schafft? Aber zuerst gilt es, Toleranz zu lernen. Die Schauspieler tragen Kopfhörer und weiße Kleider, die über dem Boden rascheln, aber letztlich wie Zwangsjacken wirken. Sie formen murmelnd wie in einer Beschäftigungstherapie Figuren aus Lehm, die manchen Zuschauer gleich an Prometheus denken ließen, der auf die Erde ging, die Menschen aus Ton formte, um sie dann zu erwecken.(…)  Die Textfassung stammt von Jurgita Imbrasaite und Ulrich Greb. Ihr Fokus liegt auf Text und Sprache. Dieser Nathan, der wohl als schwierig zu inszenieren gilt, fordert auch vom Publikum hohe Konzentration ab. Die Zuschauer sitzen mittendrin in diesem Lernprozess. Das Ensemble beweist 90 Minuten lang sehr hohe Präsenz, allein dafür gab es am Ende viel Applaus. “ Anja Katzke, Rheinische Post10.02.2014 

 

„Die Ringparabel, die in Lessings Stoff Judentum, Islam und Christentum nebeneinander stehen lässt und als Idee der Toleranz gilt, eröffnet Grebs Inszenierung. Da sitzen die Schauspieler auf der Bühne bei einer Art therapeutischem Kneten mit Ton und murmeln Passagen daraus. Aber das mit der Toleranz ist nicht so einfach, wenn einer dem anderen das liebevoll geformte Tonfigürchen kaputt haut. Der große Tonklumpen eröffnet viele Deutungsmöglichkeiten: Wie formbar ist der Mensch? Sollte sich jeder seinen Golem formen, um weiser zu werden? Ist Toleranz doch bloß Gleichmacherei? Und schließlich eröffnet er die Möglichkeit zum einzigen lauten und komödiantischen Augenblick auf der Bühne, als sich die Schauspieler das matschige Zeug um die Ohren werfen: Wer schmeißt denn da mit Lehm? (…) Ulrich Greb dreht (gemeinsam mit Dramaturgin Jurgita Imbrasaite) Lessings Nathan ganz schön auf links, wenngleich er sich nah am stark gekürzten Original bewegt.“ Karen Kliem, WAZ, 10.02.2014

„Ulrich Grebs „Nathan“-Reflexion ist eine Art Mittelweg zwischen zwei radikalen Interpretationen des Stücks. Die eine stammt von Nicolas Stemann, der den Text am Hamburger Thalia-Theater angereichert mit ein bisschen Jelinek als fast pures Hörspiel ausstellte. Die andere – schon etwas ältere – von Claus Peymann, der in seiner großen Zeit am Bochumer Schauspielhaus den oft als kopflastig verschrienen „Nathan“ mit leichter Hand als abgründig märchenhafte Menschheitskomödie inszenierte. Der Moerser „Nathan“ stellt nun das Nachdenken über das Drama in den Vordergrund ohne ganz auf die spielerischen Möglichkeiten zu verzichten.“
Stefan Keim, nachtkritik.de, 09.02.2014

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