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Lolita – Ein Drehbuch von Vladimir Nabokov

Deutsch von Dieter E. Zimmer

Termin

Freitag, 28.04.2023 | 19.30 Uhr

Spieldauer

ca. 01:45 Std.

Spielort

Schloss

Preis

24 € pro Person
erm. 10 € pro Person

Kategorie

Beschreibung

„Lolita“ ist mehr als eine Romanfigur. Sie ist ein Archetyp. Ein Mythos. Ein Phänomen. Ein Image. Ein Popstar.
„Lolita ist berühmt, nicht ich.“ sagte ihr Autor und sah sich übertrumpft von seiner minderjährigen Protagonistin. Der russisch-amerikanische Schriftsteller hatte Verständnis für diesen Ruhm, hielt er doch sein Buch über ein vernachlässigtes Kind, eine egozentrische Mutter und einen wahnsinnig Verliebten, verliebten Wahnsinnigen für eines seiner besten Werke.
Von Lolita haben viele ein Bild im Kopf, auch ohne das Buch gelesen oder eine der Verfilmungen gesehen zu haben. Sie ist eine Projektionsfläche, ein Symbol und vielleicht auch ein großes Missverständnis. So steht der Name Lolita herkömmlich als Synonym für eine kindliche Verführerin und nicht für das Opfer sexuellen Missbrauchs.

Der unzuverlässige Ich-Erzähler des Romans lässt Lolita mit 18 Jahren sterben. Doch tut er das, weil er nicht ertragen kann, dass sich sein Bild von ihr zwangsläufig verändern müsste? Was wäre, wenn Lolita älter wird? Was wäre, wenn sie die Regeln ihrer Inszenierung selbst bestimmt? Wie können wir uns Lolita als 30-, 40- oder 60-Jährige vorstellen und wie klingt es, wenn sie ihre Geschichte selbst erzählt?

„Lolita“ wurde in Theateraufführungen und Filmen meist aus männlicher Perspektive erzählt.
Das Regieteam Susanne Zaun und Leander Ripchinsky gestalten den Liebesmythos zwischen einem zwölfjährigen Mädchen und einem Professor neu.

 

 

Galerie

Fotograf/in: Jakob Studnar

Programmheft

Hier können Sie das Programmheft von „Lolita – Ein Drehbuch“ als PDF-Datei herunterladen.

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Pressestimmen

So sieht man ein intelligentes Konzept, so ideologiekritisch wie gegenwartsorientiert, umgesetzt mit den einfachen Mitteln des kleinsten Stadttheaters in NRW.

Mit der Methode der Satzzerlegung wird auch die Handlung weitergeführt, soweit möglich durch originale Dialogfetzen. So wird der Blick frei für die Reaktionen Lolitas, nicht verstellt durch die selbstgerechten, kunstvollen Rechtfertigungstiraden des Erzählers Humbert. Allerdings fehlt Humberts Rivale Quilty, zu dem Lolita im Roman schließlich flüchtet. Aber der war sowieso nur eine Figur, mit der Nabokov die Leser weiter in die Arme des sympathischen Pädophilen Humbert treiben wollte. Wenn Quilty der noch Bösere ist, kann man Humbert besser entschuldigen. Und das ist nicht das Ziel der Inszenierung.

Zum Schluss wird die Intention noch deutlicher. In rosarote Plastiksäcke gehüllt liefern sich die drei Darsteller:innen eine Wasserschlacht. Ein Dreikampf mit Wassern und Worten. Jeder kotzt dem oder der anderen Nabokov’sche Satzbruchstücke ins Gesicht, bespritzt, bespeit sich gegenseitig mit schlichtem Wasser, schüttet Wassereimer übereinander aus, immer kombiniert mit Satzfetzen aus dem Roman oder Drehbuch. Nabokovs feine Sprache wird entweiht, zerhackt, entästhetisiert. Ein Ekelsatzwassergemetzel. Und die gute Botschaft fehlt dann doch auch nicht. Kurz vorm Ende des Abends ertönt aus dem Off eine Kinderstimme: „Diesmal geh ich dahin, wo ich hin will.“ So ist der Lolita-Mythos demontiert und der Weg ist frei.

Gerhard Preußer, Nachtkritik

 

In der Moerser Stückbesetzung gibt es nicht nur eine Lolita, wie der sie begehrende Humbert Humbert, ein mittdreißiger Professor, die anfangs zwölfjährige Dolorez Haze nannte, sondern gleich drei: nämlich Baby-Jane-Lolita (Matthias Heße), Britney-Lolita (Joanne Gläsel) und Poppy-Lolita (Emily Klinge). Für jenes glamouröse Dreigestirn und ihre Beziehungen untereinander baute das Regieteam als passendes Bühnenbild eine Art Show-Käfig, der aus glitzerfarbenen Fäden besteht und mittels Aufhängung an einer Deckenkonstruktion mehrere voneinander abgetrennte, aber einsehbare Räume schafft. Hierin ließ sich vortrefflich die bekannte Lolita-Geschichte erzählen.

Doch von Epik keine Spur! Hier wurden alle Register gezogen, die das Theater als Schau- und Showbühne, wie auch als moralische Anstalt zu bieten hat. Äußerlich gehörten die wunderbar glamourhaften Kostüme von Mari-Lis Tigasson ebenso dazu wie die phallusartigen Überzieher weiblicher Schwertwale (Orcas) als auch der mehrfach eingespielte Song „Moi Lolita“ von der französischen Sängerin Alizée. Doch die wahren Stars in der Manege der Dreierbeziehung sind die drei Lolitas, verkörpert von Heße, Gläsel und Klinge. Sie spielen und sprechen wie besessen, schaffen somit eine berauschende Theaterinszenierung mit grellen Effekten, verwunschenen Verfremdungen und einer Wasserschlacht, die es in sich hat.

Olaf Reifegerste, Rheinische Post