Die „Museumsführung“ hat brillante Momente, etwa, wenn Roman Mucha als Adonis-Standbild ein Handy vor dem Gemächt hängen hat, oder wenn Georg Grohmann die großen Glas-Schiebetüren an einem Ausgang des Wallzentrums als Kunst („Blick auf die Stadt“) verkauft. Noch stärker als die eindringlichen Szenen ist allerdings der Eindruck, der am Ende der kurzweiligen Aufführung entsteht. Auf der einen Seite steht das Museum, das mit Hilfe zweier Marketing-Experten mit zweifelhaften Methoden versucht, einen so sehr gewünschten Platz im Internet zu finden („Wir sind viral“). Auf der anderen Seite steht das Quadrat, in dem die Menschen füreinander da sind und sich der Sorgen und Probleme anderer annehmen.
„Die Brutalität der Schönheit“ ist eine eindringliche, wunderbare Parabel auf die Macht des Internets und die emotionale Kälte unserer Tage – und eine großartige Hommage an das Wallzentrum.
Matthias Alfringhaus, NRZ, 14. Mai 2022
Wie wird ein Objekt „Kunst“? Dadurch, dass es im Museum steht? Was macht die immer stärkere Ökonomisierung mit dem Kunstbetrieb, und den Menschen, die dort arbeiten? Und was ist die Rolle derer, die Kunst betrachten und erleben? Werden sie automatisch Teil eines Werkes, ist ihnen eine reine Konsumentenrolle zugewiesen, sind sie gar notwendiges Übel? Diese Fragen stellt auch „Die Brutalität der Schönheit“ direkt, witzig und – durch die vielen Verzahnungen und Übergänge – durchaus raffiniert.
„Die Brutalität der Schönheit“ ist ein besonderer Theaterabend geworden, dicht aber entspannt, lebensnah aber dezidiert künstlich. Der Drive der Aufführung, der Erfindungsreichtum, die nie aufgesetzten ironischen Brechungen und der dezidierte Umgang mit Schauspieler und Rolle einerseits und der Rolle und dem Rollenverständnis des Publikums andererseits reißen mit. Das präzise, leidenschaftliche und vor allem lebendige Spiel von Joanne Gläsel, Georg Grohmann, Matthias Hesse, Emily Klinge und Roman Mucha verstärken diesen Eindruck noch, die Sounds und Kostüme von Sarah De Castro spielen klug mit, setzen Rahmen, drängen sich aber nie in den Vordergrund. Keine Eitelkeit, aber auch keine Berührungsängste, nirgendwo. Der Prozess der Abschaffung der Inhalte als Inhalt. Theater für unsere Zeit.
Andreas Falentin, Die deutsche Bühne, 13. Mai 2022
Drehbuch und Theaterfassung begeben sich in ihrer jeweiligen Umsetzung in die schillernde Welt der modernen Kunst und öffnen zugleich moralische Falltüren. Darüber hinaus wirft die als Sozialsatire daherkommende Geschichte brisante Fragen zum Zustand der heutigen Gesellschaft auf, darunter diese: Wo hört der Spaß auf und fängt die Kunst an?
Olaf Reifegerste, RP, 14. Mai 2022